Ich bin zu alt für einen Jobwechsel – oder doch nicht?

Dies ist ein tief verwurzelter Glaubenssatz, der für viele Menschen in der Lebensmitte hinderlich ist, wenn sie unglücklich in ihrem Job feststecken und glauben, diesen noch bis zur Rente „absitzen“ zu müssen.

Woher kommt dieser Gedanke?

Leider haben schon einige Menschen Altersdiskriminierung im Jobkontext erfahren. Laut einer Umfrage von Indeed gaben Personaler an, dass sie sehr häufig Bewerber als zu alt für die zu besetzende Stelle finden. Schon in den Stellenausschreibungen wird sehr oft der Begriff „jung“ verwendet. Von diesen Stellenangeboten fühlen sich Menschen in der Lebensmitte nicht angesprochen, sie fühlen sich diskriminiert.

Fachkräftemangel

Der aktuelle Fachkräftemangel durch Überalterung und Bevölkerungsabnahme kommt aber nicht nur den jungen Arbeitnehmenden zugute. Neulich habe ich ein Whitepaper von XING gesehen, in dem Arbeitnehmer Tipps für Stellenanzeigen für die Generation 50+ erhalten. Dies zeigt, dass die Zielgruppe 50+ im Recruiting zukünftig eine wichtigere Rolle spielen wird. Wenn Arbeitgeber erkennen, dass Menschen in der Lebensmitte nicht nur top qualifiziert, sondern auch top motiviert und offen für Neues sein können, ist dies deren Chance dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Altersdiversität

Altersdiversität in einem Team kann eine große Bereicherung darstellen. Jede Generation hat seine Stärken. Werden diese unterschiedlichen Fähigkeiten und Perspektiven ergänzend eingesetzt, wie z.B. die technische Affinität von jüngeren Mitarbeitern und die langjährige Erfahrung und das Know-how von älteren Mitarbeitern, kann das die Produktivität erhöhen. Gleichzeitig fördert eine Altersdiversität den Wissenstransfer in beide Richtungen. Ältere Mitarbeiter können ihre Erfahrung im Mentoring weitergeben und die jüngeren Mitarbeiter können ihre Skills z.B. in Social Media durch reverse mentoring (hier lernen die Älteren von den Jüngeren) an ihre älteren Kollegen weitergeben.

Neue Werte – neue Anforderungen an den Job

Jeder Lebensabschnitt hat seine eigenen Herausforderungen und bringt ein neues Werteverständnis mit sich. Werte geben uns Orientierung und zeigen, was uns wichtig ist. In der Lebensmitte können diese sich nochmals deutlich ändern. Wenn früher vielleicht Karriere, Statussymbole und Erfolg bedeutend waren, liegt in der Lebensmitte der Fokus möglicherweise auf Gesundheit, einen gesellschaftlichen Beitrag leisten oder Sinnhaftigkeit. Hier lohnt es sich, einen Abgleich zu machen, ob ich meine Werte in meinem aktuellen Beruf leben kann. Dies ist für die Zufriedenheit von großer Bedeutung.

Gehirnforschung – Neuroplastizität im Alter

Neuroplastizität bezeichnet die Fähigkeit des Gehirns, seine Struktur und Funktion durch neue Erfahrungen und Lernprozesse anzupassen. Die Forschung zeigt klar, dass das Gehirn im Alter weiterhin lernfähig bleibt und neuroplastisch ist, auch wenn sich die Art und Weise, wie Lernprozesse ablaufen, verändert. Ein faszinierender Aspekt ist, dass ältere Erwachsene oft durch ihre Erfahrung und ihr Wissen mögliche Defizite ausgleichen können. Dies hilft ihnen, neue Informationen effizient zu integrieren und Probleme schneller zu lösen.

FAZIT

Ich bin zu alt für einen Neuanfang! Sehr häufig sind die vermeintlichen Gründe nur Ausreden, sich nicht verändern zu müssen. Es ist leichter auf vertrautem Terrain zu bleiben, als nach vielen Jahren nochmals was Neues zu beginnen. Selbst wenn dieses Vertraute nicht glücklich macht und nie hinterfragt wurde. Jeder darf sich selbst die Erlaubnis geben, den Status Quo in Frage zu stellen und genau hinzuhören, was zum jetzigen Zeitpunkt wichtig und richtig ist. Veränderung ist meistens nicht ganz leicht. Wenn aber Glück und Freude im Job die Belohnung sind, lohnt Veränderung sich auf jeden Fall.

Buchtipp:

Dr. Irène Y. Kilubi: Du bist mehr als eine Zahl – warum das Alter keine Rolle spielt

Wenn auch Du herausfinden möchtest, welche neuen Wege für Dich möglich sind, kannst Du gerne Kontakt mit mir aufnehmen.

Diese Beiträge könnten dir auch gefallen: